“Kommentar Titelgeschichte
Harvey Weinstein und wir
Der Fall Weinstein und die Verunsicherung der Männer
Die Frauen haben den Feminismus - und die Männer? Sind verunsichert.
Die Männer müssen jetzt erst einmal schweigen. Sicher, es gibt auch männliche Opfer sexueller Übergriffe. Auch Jungen
werden häufig missbraucht. Und sie sind, jeder einzelne, nicht weniger Opfer, nur weil sie Männer sind.
Aber darum geht es jetzt nicht. Die Enthüllungen über den Filmproduzenten Harvey Weinstein haben eine solche Wucht, weil
sie einen Mann als Täter und viele Frauen als Opfer zeigen. Weil die Übergriffe bei Weinstein offenbar System hatten und weil
sich, je mehr Frauen über das berichten, was ihnen anderswo geschah, der Verdacht kaum noch abweisen lässt, dass Männer
überhaupt viel zu oft und viel zu gern ihre Macht über Frauen ausnutzen.
Der Verdacht, dass es nicht nur ein Problem Weinstein gibt, sondern ein Problem Mann.
Die erste Reaktion kann da nur sein: zuzuhören, die Klappe zu halten. Und: zu akzeptieren, dass es sich nicht nur um ein paar
Bürogeschichten aus der Vorzeit handelt, nicht nur um ein paar Machenschaften im fernen Hollywood.
Und die zweite muss sein: zu versuchen, den Ausweichmechanismen, die instinktiv einsetzen, selbst auszuweichen. Man
kann sich von diesen Reflexen als Mann kaum freimachen. Von diesem: Es ist doch schon viel besser geworden. Diesem: Die
meisten Männer sind doch nette Kerle. Diesem: Das muss eine Verwechslung sein, ich bin nicht Harvey Weinstein.
Die auffälligste Beobachtung der vergangenen Tage ist: So gut wie jeder Mann fühlt sich angegriffen. Nicht direkt, aber
unterschwellig. Nicht persönlich, aber politisch. Gesellschaftlich. Sofort greift der Verteidigungsreflex. Zwischen: Ich bin kein
Vergewaltiger. Und: Ist es jetzt schon verboten, einer Frau Komplimente zu machen? Und die ganz Cleveren
überkompensieren ihr Unwohlsein, indem sie den notorischen Frauenversteher und leider auch Frauenerklärer geben.
Die Aufgabe aber, die jetzt auf die Männer zukommt, ist eine andere. Es ist das Männerverstehen und Männererklären. Und
das kann durchaus schmerzhaft werden.
Da geht es sehr wohl um Weinstein und uns. Um die Verbindung von Status und Sex, Geld und Sex, Macht und Sex. Um
Männlichkeit, um männlichen Erfolg und seine Symbole.
Um Frauen als Symbol für männlichen Erfolg etwa. Der schier endlose Reigen von Bildern, auf denen Weinstein weibliche
Filmstars im Arm hält - ist der erst mit dem Wissen von heute problematisch? Oder war er nicht schon immer der sichtbare
Auswuchs eines Systems, in dem die Frau zur Trophäe mächtiger Männer degradiert wird?
Und gehören die, die Frauen als Trophäen männlichen Erfolgs akzeptieren, nicht selbst schon zum System? Schaffen Männer
das Umfeld, in dem andere Männer sich dann so benehmen können, wie es Weinstein tat? Und schaffen Frauen dieses
Umfeld nicht auch? Und darf man das als Mann sagen?
Genau da wird es hakelig. Genau da beginnt die neue Unsicherheit der Männer. Ob ein Kompliment nett gemeint ist oder
anzüglich, darüber lässt sich reden. Was verboten sein sollte, dürfte sich klären lassen. Aber in welcher Weise sich das
Selbstverständnis der Männer ändern muss, darüber hat die Debatte kaum begonnen.
Geführt und erlebt wird sie von vielen Männern allenfalls als Rückzugsgefecht. Sie sind irritiert, verunsichert, sie halten sich
raus. Die Frauen dagegen erobern in einem zä🐔 Kampf Millimeter um Millimeter gesellschaftliche Räume. Sie wehren sich.
Sie bestimmen den Diskurs.
Und das hat seinen Grund. Frauen denken seit Jahrzehnten über das Frausein nach. Der Feminismus hat eine Debattendichte
erreicht, deren Verästelung manchmal absurd erscheint, die aber Frauen eine Vielzahl von Angeboten macht auf die Frage:
Welche Frau willst du eigentlich sein?
Der Diskurs der Männer ist im Grunde nie über das hinausgekommen, was Herbert Grönemeyer 1984 zu der Frage “Wann ist
ein Mann ein Mann?” ironisch textete: “Männer kaufen Frauen. Männer kriegen dünnes Haar.” Es gibt nicht einmal einen
Begriff. Der “Maskulinismus” ist bloß eine Rückwärtsbewegung, die Machomacht verteidigen will. Und überdies
bedeutungslos.
Ein wirklicher Diskurs über Männlichkeit wäre anstrengend. Weil es ja nicht darum geht, alles Männliche einfach
abzuschleifen, das Eigene in politischer Überkorrektheit zu ersticken oder schlicht eine bessere Frau zu werden, nur eben als
Mann. Macht und Status und Geld und Sex sind ja keine an sich verabscheuungswürdigen Ziele. Und sich etwas zu
erarbeiten, zu erkämpfen und stolz darauf zu sein, das können Männer durchaus auch weiter als männlich begreifen.
Die Männer sollten schlicht aufhören, immer die Frauen um Auskunft zu bitten. Sie sollten endlich anfangen, über sich selbst
nachzudenken und sich zu fragen: Welcher Mann willst du eigentlich sein?
Geführt und erlebt wird die Debatte von vielen Männern allenfalls als Rückzugsgefecht. Sie halten sich raus.
Brauck , Markus”
SAG MAL SPINNST DU?
Die Männer müssen jetzt erstmal schweigen, egal ob sie selber Opfer von sexueller Gewalt sind oder nicht? Schreibt ein Hetero-Cis-Mann, der unter Umständen selbst keine Erfahrung mit sexueller Gewalt hat (weiss man ja nich) Was ist mit Transfrauen, Transmännern, Non Binaries? Nee, aber ein schönes dickes fettes heteronormatives "wir Männer"! Schönen Dank auch, dass du mir die Welt mansplainst, und wie ich mich aufgrund meiner Gene darin zu bewegen habe! Du bigotter Sack! Frauen als Trophäen! Also ob man das in der Spiegelredaktion nicht kennt! Wie wärs mit Frauen und Kindern als Trophäen? Die werden ja auch ständig in den sozialen Medien gepostet, als Beweis, dass man "Leben fertig gemacht hat" und nicht das Leben einen selbst. "Endlich mal die Klappe halten und zuhören!" Ja genau, das Klappe halten würde mir schon reichen. Warum machst du nicht mal was Unverfängliches, ne TV-Zeitung zum Beispiel?
Was ist mit Täterfrauen? Was mit Täterfrauen, die auch Opfer waren? Über die muss erstmal geschwiegen werden!
Vor allem von potentiellen Tätern wie allen Männern! Sexuelle Belästigung, Missbrauch und Gewalt gegen Männer gibt es auch. Sicher. Und die sind auch was wert. Sicher. Aber um die geht es jetzt nicht, nicht jetzt, nicht hier, der Hashtag trendet gerade nicht. Um die ging es neulich, als ich was über die Katholische Kirche schreiben durfte. Aber nicht jetzt.
Opfergruppen Prioritäten zuordnen und gegeneinander ausspielen, das ist wohl die neue Solidarität 3.5 - damit kann beim gesellschaftlichen Wandel nix mehr schief gehen!
Ich hab Wikipedia Eintrag und du und Stürzi und Kolk und Brauch und Thammech alle nich! OUWEEEEIIIIIIIIIHHHHHHH!
https://de.wikipedia.org/wiki/Tobias_Schwartz
http://www.literaturport.de/Tobias.Schwartz/
http://www.maz-online.de/Lokales/Prignitz/Tobias-Schwartz-schreibt-an-seinem-Roman
http://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2009/april/mensch.html
https://www.aviva-verlag.de/autor-innen-co/tobias-schwartz/